jüdischer friedhof

Historische Grabmale denkmalgerecht instandgesetzt


Auf den Jüdischen Friedhöfen in Hessen finden regelmäßig Begänge zum Zustand der Kulturdenkmäler statt. Für den Friedhof in Obervorschütz war bereits vor längerer Zeit Sanierungsbedarf an einigen Grabmalen ausgemacht worden. Der für die Grabmale zuständige Beauftragte des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden Hessen, Christoph Schindler, hatte ein Leistungsverzeichnis mit den auszuführenden Arbeiten entworfen. Steinmetz Bartosch Grabenhof aus Fuldatal erhielt den Auftrag, die Arbeiten auszuführen.

Beim gemeinsamen Rundgang zum Abschluss der Arbeiten zeigten sich Schindler und Bürgermeisterin Sina Best beeindruckt vom deutlich verbesserten Zustand der Grabmale. Da die Steine auch gereinigt wurden, kann das Material, meist Sandstein aus regionalen Steinbrüchen, viel besser wahrgenommen werden. Inschriften in Hebräisch und Deutsch wurden wieder lesbar. In einigen Fällen erhielten die (abgebrochenen) Grabsteine eine Verlängerung aus Weser-Hartsandstein und ein neues, in den Boden eingebrachtes Fundament, auf welches dann der Grabstein gesetzt und mit Dübeln befestigt wurde.

In anderen Fällen wurden Bruchstücke mit Epoxydharz zusammengefügt. Bruchstücke, die nicht mehr zusammengefügt werden konnten, wurden auf eine Sandsteinplatte aufgelegt und befestigt. Besonders deutlich wurde die Sanierung bei einem exponiert aufgestellten Grabstein auf einer Anhöhe des zum Friedhof gehörigen Hügels: Der gereinigte Sandstein strahlt nun fast wie neu und bildet einen deutlichen Kontrast zu seinen Nachbarn.  

Ein sanierter Grabstein im oberen Teil des Friedhofs.


Hintergrund: Der jüdische Friedhof in Obervorschütz

Der Friedhof der israelitischen Gemeinde Gudensberg entstand um 1730. Nicht nur Juden aus Gudensberg, sondern auch aus 15 weiteren Gemeinden aus der Umgebung diente er als Begräbnisstätte. Später wird er erweitert und ist somit der größte jüdische Friedhof im Schwalm-Eder-Kreis. Der nachweislich älteste Grabstein stammt aus dem Jahr 1736, Begräbnisse finden aber wohl schon ab 1727 am Fuß des Basalthügels statt. Insgesamt befinden sich auf dem Friedhof 425 Gräber und 388 Grabsteine. Bis 1859 sind die Inschriften der Grabsteine nur auf Hebräisch. Danach sind sie oft auf Deutsch und Hebräisch verfasst. Die letzten Begräbnisse finden 1933 bis 1934 statt.

Während der NS-Zeit wurden sowohl Grabmäler als auch die Friedhofshalle beschädigt, zum Teil zerstört. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs übernahm die Gemeinde Obervorschütz und später die Stadt Gudensberg die Pflege des Friedhofs. Juden glauben an das ewige Totenrecht, weshalb jüdische Friedhöfe und Gräber nicht beseitigt werden dürfen. Gemäß den rituellen Vorschriften ist der Friedhof ein Symbol der Vergänglichkeit alles Lebenden. Dennoch werden nach neuerer Auffassung die Grabsteine gesichert und wieder aufgerichtet. Der städtische Bauhof kümmert sich um die Friedhofspflege, mäht Gras, schneidet die Hecken und übernimmt die Baumpflege.
Zur Sicherung der Totenruhe ist der Friedhof umfriedet und verschlossen. Er darf am Shabbat (Samstag) und an jüdischen Feiertagen nicht betreten werden. Das hessische Denkmalschutzgesetz betrachtet jüdische Friedhöfe als Kulturdenkmäler, an deren Erhaltung ein öffentliches Interesse besteht.

(Quelle: Dauerausstellung zur Geschichte der Jüdischen Gemeinde Gudensberg, Kulturhaus Synagoge, Gudensberg 2022; eigene Ergänzungen)

Grabstein-Fragmente wurden restauriert, aufgestellt und zu einem Ensemble gruppiert.