Gedenken

Sieben Stolpersteine finden ihren Platz vor der Hintergasse 19


Die Stolpersteine wurden vor dem Haus in das Pflaster eingesetzt.

Mitte Januar fanden in einer kleinen Zeremonie die Steine von Kurt, Regina, Rosa, Thea, Regina, Naphtalie und Albert Lilienfeld ihren Platz vor dem ehemaligen Wohnhaus der Familie in der Hintergasse 19.

„Die Familie Lilienfeld lebte seit dem 18 Jhd. in sechs Generationen in Gudensberg“, 

erklärte Hans-Peter Klein, von der Initiative Stolpersteine. 

„Sie gehörten zu den ärmsten jüdischen Familien der Stadt und handelten mit Lumpen und Tierfellen“, 

ergänzte er. Neben den Eltern Naphtalie und Rosa lebten in diesem Haushalt auch die unverheiratete Schwester Regina sowie die Kinder Kurt, Albert, Thea und Regina. Im Jahr 1941 wurden sie nach Riga deportiert und dort ermordet.

Die Familie hatte noch weitere Kinder: Die Söhne Julius und John starben bereits im Kindesalter, der Sohn Martin verstarb mit 17 Jahren. Die Töchter Ina und Minna verließen Gudensberg, heirateten und zogen in andere Städte. Minna lebte seit 1930 in Saarlouis und überlebte als einziges Familienmitglied den Holocaust. Sie verstarb 1987 im Elsass.

Bürgermeisterin Sina Massow dankte der Initiative für ihr Engagement.

 „In der heutigen Zeit ist es wichtiger denn je an die Geschichte zu erinnern und sich aktiv für Menschlichkeit, Vielfalt und ein friedliches Zusammenleben einzusetzen“,

betonte sie.

„Wir wollen mit den Stolpersteinen die Erinnerung wachhalten, aber auch Position beziehen gegen Hass und Intoleranz“, 

so Dr. Dieter Vaupel von der Initiative Stolpersteine. Seit 2009 hat die Initiative in Zusammenarbeit mit der Stadt Gudensberg 62 Stolpersteine verlegt – sowohl in der Kernstadt als auch in den Stadtteilen. Zwei der Steine erinnern an Personen, die im Widerstand gegen die Nationalsozialisten aktiv waren.

Im Anschluss wurden weiße Rosen auf den Steinen niedergelegt.


Ein Kunstprojekt gegen das Vergessen

Die Stolpersteine sind Teil eines europaweiten Kunstprojekts (www.stolpersteine.com), das von Gunter Demnig initiiert wurde. Jeder Stein misst 10 x 10 x 10 cm und trägt auf einer Messingplatte den Namen und die Lebensdaten eines Opfers des Nationalsozialismus. Damit wird an Menschen erinnert, die aufgrund ihrer Religion, politischen Überzeugung, Herkunft oder sexuellen Orientierung verfolgt wurden – darunter Juden, Sinti und Roma, politische Gegner, Homosexuelle und Opfer der Euthanasie.

Die Steine werden in der Regel vor den letzten frei gewählten Wohnorten der Opfer im Boden verlegt, sodass Passanten buchstäblich darüber „stolpern“ und innehalten können. Seit 1996 wurden in zahlreichen deutschen Städten und darüber hinaus Tausende Stolpersteine gesetzt, die die Erinnerung an die Opfer in den Alltag holen.