haushalt
Haushaltsrede 2026 der Bürgermeisterin
Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher,
meine sehr verehrten Damen und Herren,
liebe Gäste,
bevor wir uns heute Abend den Zahlen widmen, möchte ich mit einem Thema beginnen, das zwar keinen festen Platz in unserem Ergebnishaushalt hat, aber für die Zukunft unserer Stadt unbezahlbar ist: unsere Demokratie.
Im kommenden Jahr stehen die Kommunalwahlen an. Ein wichtiger Moment, in dem die Bürgerinnen und Bürger entscheiden, wem sie das Vertrauen schenken, unsere Stadt zu gestalten. Demokratie lebt vom Mitmachen – vom Engagement, von Vielfalt, von Mut zur Verantwortung. Doch wir wissen: Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit. Sie muss gepflegt, gestärkt und auch gelernt werden.
Deshalb möchte ich den diesjährigen Haushalt unter folgendes Motto stellen:
„Demokratie fördern und stärken – gemeinsam Verantwortung übernehmen.“
In Zeiten, in denen viele Menschen an Politik zweifeln, in denen einfache Antworten lauter werden als differenzierte Argumente, ist es unsere Aufgabe, Mut zu machen. Mut zum Mitgestalten, Mut zum Mitreden und Mut, Verantwortung zu übernehmen.
Mit dem Blick auf die Kommunalwahl heißt das für uns in der Verwaltung: Wir schaffen gute Rahmenbedingungen – für faire Wahlen, für Transparenz und für ein gutes Onboarding unserer neuen Mandatsträgerinnen und Mandatsträger. Denn gute Politik braucht gute Vorbereitung. Demokratie funktioniert nur, wenn Menschen wissen, wie sie mitgestalten können – und wenn sie den Mut haben, Verantwortung zu übernehmen.
In Gudensberg ist dieses Verantwortungsgefühl seit jeher stark ausgeprägt: Ob im Ortsbeirat, im Verein, in der Feuerwehr, in den Kirchen oder in der Nachbarschaftshilfe – überall gibt es Menschen, die sich einbringen, die anpacken, die Ideen haben und das Leben in unserer Stadt aktiv gestalten. Und genau das ist das Herzstück unserer Demokratie: das gelebte Miteinander, der Wille, etwas für andere zu tun, nicht nur für sich selbst. Damit dieses Engagement auch in der politischen Arbeit gut ankommt, wollen wir diejenigen, die neu in der Stadtverordnetenversammlung oder im Magistrat Verantwortung übernehmen, bestmöglich begleiten. Mit einem strukturierten Onboarding-Programm, das Wissen vermittelt, Orientierung gibt und den Austausch fördert. Denn die erste Zeit im Amt entscheidet oft darüber, ob aus Interesse Leidenschaft wird – oder Frust. Deswegen investieren wir bewusst: 35.000 € für die Durchführung der Kommunalwahl und 8.000 € für das Onboarding der neuen Stadtverordneten und investieren damit auch in die Zukunft unserer Stadt, in das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger und in die gelebte Demokratie hier vor Ort.
Gudensberg ist eine Stadt, in der Politik – wie ich finde - nahbar ist. Wo man im Rathaus, beim Stadtfest oder einfach auf der Straße schnell mal miteinander ins Gespräch kommt. Diese Nähe ist ein großer Schatz – aber auch eine Verantwortung. Denn sie bedeutet: Wir müssen offen, transparent und verständlich erklären, warum wir welche Entscheidungen treffen. Nur so entsteht Vertrauen – und Vertrauen ist die härteste Währung in der Demokratie. Doch lassen Sie uns dabei auch respektvoll und menschlich bleiben. Persönliche Angriffe verletzen und sie schüren Spaltung. Darum setzen wir auch in 2026 auf Austausch, Beteiligung und Bildung – vom Jugendparlament bis zum Bürgerdialog, von klarer Öffentlichkeitsarbeit bis zu digitalen Informationsangeboten.
Demokratie, das zeigt sich in Gudensberg immer wieder, ist keine abstrakte Idee. Sie lebt in unseren Straßen, in unseren Vereinen, in unserem Alltag. Und mit diesem Haushalt investieren wir genau dort hinein – in das, was unsere Stadt zusammenhält. Werfen wir also einen Blick auf die Zahlen, die hinter all unseren Ideen stehen.
Ich komme jetzt zunächst auf die
1. Allgemeine Haushaltslage
Der Ergebnishaushalt 2026 weist ordentliche Erträge in Höhe von 28.220.350 € und ordentliche Aufwendungen in Höhe von 28.203.036€ aus. Das bedeutet: Wir schließen mit einem positiven ordentlichen Ergebnis von 17.314 € ab. Rechnet man die außerordentlichen Erträge und Aufwendungen hinzu, ergibt sich ein Jahresergebnis von 48.314 €.
Die Haushaltsaufstellung – insbesondere die Sicherstellung eines positiven Ergebnishaushaltes war in diesem Jahr erneut eine außerordentlich schwierige Aufgabe – der Haushaltsausgleich konnte erst sprichwörtlich in letzter Minute erreicht werden: Ursprünglich lag das Defizit nach sorgfältiger Prüfung aller Ansätze bei rund 420.000 €. Um diese Belastung abzufedern, haben wir gezielt eine finanzpolitische Gegenmaßnahme in den Haushaltsentwurf eingeplant: die Erhöhung der Grundsteuer B von 270 % auf 320 %. Damit erzielen wir einen Mehrertrag von rund 225.000 €, der das Defizit deutlich reduziert. Die Grundsteuer A bleibt unverändert.
Natürlich wissen wir, dass eine Steuererhöhung zu Lasten der Bürgerinnen und Bürger geht. Die jetzt vorgenommene Anpassung der Grundsteuer ist keine politische Entscheidung aus dem Bauch heraus, sondern eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Grund hierfür ist unteranderem die Empfehlung des Finanzministeriums zur Anpassung der Hebesätze, welche für Gudensberg deutlich zu niedrig berechnet war. Was, wie ich zuletzt der Presse entnehmen konnte, ja auch kein Einzelfall im Schwalm-Eder-Kreis ist. Aufgrund dieser Fehleinschätzung hatte die Stadt bereits im Jahr 2025 Finanzeinbußen von rund 60.000 Euro. Dieses Geld fehlt uns in der Stadtkasse schon heute für 2025 und auch in Zukunft in 2026. Daher ist die Anpassung der Grundsteuer unumgänglich.
Trotz dieser Maßnahme verblieb jedoch weiterhin ein negatives Ergebnis von rund 200.000 €. Dass wir dieses Defizit nicht vollständig aus eigener Kraft ausgleichen konnten, zeigt sehr deutlich die derzeit angespannte Finanzlage, in der sich nahezu alle hessischen Kommunen befinden. Nicht ohne Grund haben wir - die hessischen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister – am 27. März diesen Jahres vor dem Hessischen Landtag demonstriert unter dem Motto „Bürgermeister oder Insolvenzverwalter?“.
Es geht also um steigende Personal- und Sachaufwendungen, hohe Tarifsteigerungen, sinkende oder stagnierende Schlüsselzuweisungen, sowie weiter steigende Kreis- und Schulumlagen. Diese setzen den kommunalen Haushalten massiv zu. Zusätzlich belasten wachsende Anforderungen an Daseinsvorsorge, Infrastruktur und gesetzliche Standards die kommunalen Finanzen.
Vor diesem Hintergrund hat das Land Hessen in der vergangenen Woche eine Soforthilfe für die hessischen Kommunen in Höhe von insgesamt 300 Mio. € beschlossen, um die besonders schwierige Lage abzufedern. Übrigens mit Geldern, die das Land aufgrund derer schlechten Kassenlage in den vergangenen zwei Jahren den Kommunen vorenthalten hat. Es handelt sich hier also um Geld, was uns sowieso zugestanden hätte. Aber verstehen Sie mich nicht falsch, grundsätzlich bin ich sehr froh über die aktuelle Entwicklung. Denn für Gudensberg ergibt sich daraus ein Anteil von 267.000 €. Diese Mittel konnten am letzten Montag kurzfristig noch in den Haushaltsentwurf 2026 eingearbeitet werden – und führen nun dazu, dass wir anstelle eines erheblichen Defizits ein positives Jahresergebnis ausweisen können und darüber freue ich mich.
Die steigenden Ausgaben im Vergleich zu den Erträgen haben jedoch auch strukturelle Ursachen: Die Schlüsselzuweisungen sinken in der Planung für Gudensberg konkret um rund 220.000 € auf 5,92 Mio. €, während die Auswirkungen der Grundsteuerreform – wie bereits erwähnt - rund 60.000 € weniger Einnahmen bringen. Zwar steigen die Anteile an Einkommen- und Umsatzsteuer leicht – doch das reicht nicht aus, um alle Mehrbelastungen zu decken. Auch die Auszahlungen für die Kreis- und die Schulumlage steigen deutlich. Wir haben die Ansätze auf dem Niveau der derzeitigen Hebesätze des Landkreises geplant und hoffen darauf, dass nach der Erhöhung der Kreisumlage im Jahr 2025 in 2026 erstmal keine erneute Erhöhung droht. Aber auch den Landkreisen fehlt Geld.
Ja, die Zahlen sind herausfordernd – aber sie erzählen auch eine Geschichte: Von einer Stadt, die gestaltet, investiert und vorangeht, statt nur zu verwalten.
Denn trotz aller finanziellen Zwänge schaffen wir Raum für Neues – für Projekte, die Gudensberg weiterentwickeln und lebenswert machen. Und bevor ich Ihnen gleich vorstelle, welche Maßnahmen in 2026 besondere Bedeutung haben und wie wir sie finanzieren, möchte ich mich herzlich und in besonderem Maße bei unserer Kämmerin Katharina Engelbrecht und ihrem Team bedanken. Denn Sie sind es, die jedes Jahr mit großer Sorgfalt, unermüdlichem Engagement und unter Abwägung alle Belange, diesen Haushalt überhaupt möglich machen. Katharina, dir stellvertretend auch für dein Team – Herzlichen Dank!
Ich möchte Ihnen nun gerne
2. Neue und kostenwirksame Maßnahmen 2026 vorstellen:
Beginnen wir mit einem zentralen Schritt im kommenden Jahr: Die Gründung des Ordnungsamtes Chattengau. Mit dem Austritt aus dem bisherigen Ordnungsbehördenbezirk Habichtswald entsteht ein eigenes Produkt mit einem kalkulierten Defizit von rund 100.000 €. Doch hinter diesen Zahlen steckt viel mehr: Wir gewinnen dadurch deutlich mehr Handlungsfähigkeit vor Ort. Die Stadt Gudensberg übernimmt die federführende Rolle, stellt die operativen Strukturen bereit und übernimmt gemeinsam mit Niedenstein die Aufgaben der örtlichen Ordnungsbehörde. So haben wir uns vorgenommen unsere Ordnungspolitik bürgernah, effizient und professionell zu gestalten. Wir schaffen Synergien, die langfristig allen Beteiligten zugutekommen. Der Name „Ordnungsamt Chattengau“ ist dabei bewusst gewählt: Er steht für Zusammenarbeit über Stadtgrenzen hinaus, für ein Wir-Gefühl in der Region und signalisiert, dass wir Verwaltung modern, transparent und zukunftsorientiert gestalten. Gleichzeitig bleibt die Struktur flexibel: Weitere Gemeinden könnten künftig hinzukommen, ohne die bestehende Effizienz zu gefährden.
Kurz gesagt: Wir investieren hier in eine moderne, zukunftsfähige und bürgernahe Ordnungspolitik – eine Investition, die sich in Servicequalität, Sicherheit und regionaler Zusammenarbeit auszahlt.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die finanzielle Betrachtung unseres Hallenbades. Wenn das Bad künftig ganzjährig geöffnet wäre, läge das angenommene jährliche Defizit zum heutigen Planungsstand bei rund 350.000 €. Im aktuellen Haushaltsentwurf haben wir – unter den gegebenen Voraussetzungen – ein Defizit von 230.000 € eingeplant. Ein Fertigstellungstermin ist jedoch leider aufgrund der anstehenden Mängelbeseitigungen noch nicht bezifferbar, daher sind auch die Planzahlen nicht abschließend aussagekräftig. Hinzu kommt, dass der Landkreis signalisiert hat, dass er sich zu 50 % an den notwendigen Betriebskosten beteiligen wird – aber auch nur für den reinen Badbetrieb, also ohne Sauna, ohne Parallelbetrieb zum Freibad und mit Öffnungszeiten von maximal 10 Stunden täglich, was entsprechend zu kalkulieren ist.
Aber trotzdem: Jeder hier investierte Euro ist eine Investition in die Lebensqualität unserer Stadt. Das Hallenbad gehört einfach zu Gudensberg und ich weiß, dass nicht nur ich, sondern auch noch viel mehr alle Bürgerinnen und Bürger und insbesondere die Gudensberger Schwimmgemeinschaft und die DLRG sehnsüchtig auf die Eröffnung warten. Denn das Schwimmbad ist weit mehr als nur ein Freizeitangebot – es ist ein Ort der Gesundheitsförderung, des sportlichen Ausgleichs und der Begegnung für Jung und Alt. Besonders für unsere Kinder ist der Erhalt des Hallenbads unverzichtbar.
Schließlich richten wir den Blick auf die Kommunalwahl 2026 und das Onboarding der neuen Stadtverordneten. Wie eingangs erwähnt, stehen hierfür insgesamt rund 43.000 € zur Verfügung. Die Mittel für die Wahl selbst sichern eine faire, transparente und professionelle Durchführung, während das Onboarding neue Mandatsträgerinnen und Mandatsträger optimal vorbereitet, damit sie von Beginn an handlungsfähig sind. Damit investieren wir gezielt in die demokratische Kultur unserer Stadt, in Austausch, Wissen und Zusammenarbeit – kurz: in die Zukunft von Gudensberg.
Nachdem wir nun gesehen haben, welche neuen Projekte der Ergebnishaushalt für das Jahr 2026 für unsere Stadt bereithält, lohnt sich ein Blick auf einen weiteren zentralen Faktor – das Herzstück unserer Verwaltung: unsere Mitarbeitenden. Denn all die neuen Angebote, alle Projekte und jede gute Idee funktionieren nur, weil Menschen dahinterstehen, die Verantwortung übernehmen, beraten, organisieren und umsetzen. Gerade die neue Generation im öffentlichen Dienst zeigt uns, wie wichtig dabei Respekt und Freundlichkeit im Miteinander, gegenseitiges Vertrauen sowie echte Verantwortungsspielräume sind. Diese Werte sind heute entscheidende Motivationsfaktoren – und Voraussetzung dafür, dass engagierte Menschen sich langfristig für unsere Stadt einsetzen und hier auch gerne arbeiten möchten.
Deshalb richtet sich unser nächster Fokus auf die Personalkosten für unsere 248 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie sind nicht nur eine der größten Ausgabenpositionen im Haushalt, sondern spiegeln zugleich die Qualität unserer Verwaltung wider: gut ausgebildete, motivierte Mitarbeitende sorgen dafür, dass unsere Stadt effizient, bürgernah und zukunftsfähig geführt wird.
3. Personalkosten
Die Personal- und Versorgungsaufwendungen steigen 2026 um rund 400.000 € auf 10,96 Mio. €. Ursache sind die Tariferhöhungen und Versorgungsanpassungen – also Kosten, die nicht im Einflussbereich der Kommune liegen, aber notwendig sind, um faire und verlässliche Arbeitsbedingungen zu gewährleisten. Dabei möchte ich betonen: Jeder Euro, der in unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fließt, ist gut investiert. Denn eine Stadtverwaltung wie die unsere braucht Leistungsfähigkeit und Zukunftssicherheit und dazu gehört auch eine faire und tarifgerechte Bezahlung sowie ein gutes Arbeitsumfeld.
Werfen wir einen Blick in weitere Bereiche, in denen es relevante Veränderungen gibt:
4. Teilhaushalte im Überblick
Die Instandhaltungskosten für das Rathaus steigen im kommenden Jahr einmalig um rund 50.000 €, da sowohl der Fahrstuhl, als auch die Wandhydranten instandgesetzt werden müssen. Beides unabdingbare Ausgaben, um zum einen die Barrierefreiheit weiter zu gewährleisten sowie die Sicherheitsbestimmungen für Brandschutz zu erfüllen.
Werfen wir nun einen Blick auf unsere Kindertageseinrichtungen sowie die Kranken- und Tagespflege.
Erfreulicherweise sehen wir in der Krankenpflege und der Tagespflege für das Jahr 2026 eine Entlastung: Das Defizit in der Krankenpflege sinkt auf rund 30.000 €, in der Tagespflege auf 13.000 €. Dies ist ein erfreuliches Zeichen, dass wir unsere Ressourcen effizient einsetzen und gleichzeitig die Qualität der Betreuung für unsere Bürgerinnen und Bürger sichern können. Gerade in der Kranken- und Tagespflege profitieren viele Menschen von einem verlässlichen Angebot, das ihre Lebensqualität und Teilhabe am Alltag stärkt.
Anders sieht es leider nach wie vor bei den Kindertageseinrichtungen aus: Hier steigt das Defizit um 120.000 € auf 2,68 Mio. €. Diese Zahl verdeutlicht eindrücklich: Kinderbetreuung ist eine Daueraufgabe, die wir als Stadt nur gemeinsam mit Land und Kreis bewältigen können. Trotz aller Einsparungen und effizienter Planung – wie z. B. der Anpassung der Betreuungsplätze und moderater Anpassung der Zuschüsse pro Kind – bleibt der Bedarf hoch. Mein Appell richtet sich daher auch für 2026 erneut an unser Land: Eine echte kostenfreie Kinderbetreuung würde nicht nur Familien enorm entlasten, sondern auch unserer Kommune finanziellen Spielraum für notwendige Investitionen geben. Aber so lange dies nicht passiert, bleibt uns nichts anderes übrig, als weiterhin verantwortungsvoll mit den vorhandenen Mitteln zu wirtschaften und die Prioritäten sorgsam zu setzen. Denn die Kinderbetreuung ist eine Investition in die Zukunft unserer Stadt, die wir nicht vernachlässigen dürfen.
Im Bereich Stadtmarketing & Öffentlichkeitsarbeit haben wir die Produktstruktur neu gegliedert. Ziel ist es, die Kosten für einzelne Bereiche transparent zu machen und auch deutlich aufzuzeigen was uns die freiwilligen Leistungen im Einzelnen am Ende des Tages kosten.
Zudem konnten wir das Defizit durch eine Personalumsetzung von 545.000 Euro auf 500.000 Euro senken. Rund 300.000 € entfallen davon auf Stadtmarketingmaßnahmen, insbesondere die Durchführung von Veranstaltungen, 160.000 € auf die Öffentlichkeitsarbeit und rund 40.000 € für die Städtepartnerschaften.
Gerade unsere Partnerschaften mit Jelcz-Laskowice und Schtschyrez sind von großer Bedeutung. Sie stehen für Begegnung, kulturellen Austausch und gelebte europäische Zusammenarbeit – und gerade in Zeiten internationaler Spannungen auch für ein klares Bekenntnis zu Frieden und Verständigung. Diese Verbindungen stärken nicht nur die Beziehungen zwischen den Kommunen, sondern fördern auch das Miteinander unserer Bürgerinnen und Bürger.
Zudem konnten wir die Öffentlichkeitsarbeit deutlich ausbauen: Der Chattengau Kurier, unser WhatsApp-Kanal, die sozialen Medien sowie die Homepage wurden weiterentwickelt und modernisiert. Damit erreichen wir heute alle Zielgruppen – von Jugendlichen über junge Familien bis hin zu Seniorinnen und Senioren – und sorgen dafür, dass Informationen transparent, verständlich und auf vielen Wegen zugänglich sind.
Neben den Klassikern, wie Schmeckefuchs, Obernburgfest und Weihnachtsmarkt wird es in 2026 auch wieder ein mehrtägiges Stadtfest geben, auf das wir uns freuen können.
Kommen wir nun zu den Investitionen:
5. Investitionen und Finanzhaushalt
Das neue Investitionsvolumen liegt bei rund 6,2 Mio. € - eine Summe, die zeigt, wieviel uns die Weiterentwicklung unserer Stadt wert ist. Erfreulicherweise können wir diese Ausgaben aus investiven Einzahlungen, vielen Fördermitteln und Rücklagen decken, sodass eine neue Kreditaufnahme im Jahr 2026 nicht notwendig ist. Am Ende des Jahres erwarten wir einen Finanzmittelbestand von etwa 2 Mio. €. Geld, was wir auch in künftigen Jahren noch für Investitionen z.B. für die neue KiTa brauchen und uns außerdem die notwendige Flexibilität für unerwartete Ereignisse sichert.
Zu den zentralen Projekten zählen unter anderem:
- Sanierung des Hallenbades zusätzlich 800.000 €.
- Sanierung des Hochbehälters Günthersberg, ein wichtiger Schritt, um die Versorgungssicherheit und Trinkwasserqualität in unserer Stadt langfristig zu gewährleisten – zusätzlich 800.000 €.
- ISEK-Maßnahmen im Bereich Obernburg, Untergasse und Alter Markt, die das Stadtbild modernisieren, Lebensqualität erhöhen und den öffentlichen Raum aufwerten – zusätzlich 1,15 Mio. €.
- Endausbau Straße im Neubaugebiet „Europaviertel“ – 350.000 €
- Nachnutzung / Abriss des Areals F26 – 321.000 €
- Die Umgestaltung der Untergasse, die den Verkehrsfluss verbessert, Aufenthaltsqualität schafft und für alle Generationen attraktiver wird. – zusätzlich 265.000 €.
- KFW444, Baumbepflanzungen – zusätzlich 250.000 €.
- Neues HLF20 für die Feuerwehr Gudensberg – 232.000 €.
- Entwicklung der Hofstelle Trift 3, im Vorgriff auf die Endergebnisse der Machbarkeitsstudie – 300.000 € für die Entwicklung einer neuen Kindertagesstätte.
Hinzu kommen Haushaltsreste für Investitionsmaßnahmen aus früheren Investitionsplänen in Höhe von rund 12,5 Mio. €. Hierin enthalten sind Maßnahmen, die noch nicht fertig gestellt sind. Z.B. Haushaltsausgabereste für das Hallenbad, das Gewerbegebiet, die laufenden ISEK-Maßnahmen u.v.m.
Alle diese Maßnahmen zeigen: Wir investieren nicht nur in Beton und Technik, sondern in Lebensqualität, Sicherheit, Infrastruktur und Nachhaltigkeit. Jede Maßnahme ist durchdacht, jede Ausgabe gezielt – und immer mit dem Ziel, Gudensberg als lebendige, attraktive und zukunftsfähige Stadt zu gestalten.
Mit diesem Blick auf den Finanzhaushalt und unsere Investitionen wird deutlich, dass gestaltet, gesichert und strategisch vorausschauend gehandelt wird. Wir balancieren Verantwortung gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern, die wir mit unserer Haushaltspolitik belasten, mit der Notwendigkeit, unsere Stadt zu entwickeln und lebenswerte Strukturen für die Zukunft zu schaffen.
6. Ausblick und Mittelfristplanung
Werfen wir nun einen Blick über das Jahr 2026 hinaus: Auf den Zeitraum 2027 bis 2029. Im Mittelpunkt stehen unter anderem:
- Die Fortführung der ISEK-Maßnahmen, um unser Stadtzentrum weiter zu beleben, öffentliche Räume aufzuwerten und die Aufenthaltsqualität für alle Bürgerinnen und Bürger zu erhöhen.
- Die Entwicklung der Hofstelle Trift 3, die neue Perspektiven für Wohn- und Arbeitsangebote eröffnet.
- Der Umbau der Kasseler Straße 17 (ehemals Hessischer Hof), ein Projekt, das sowohl kulturelle als auch wirtschaftliche Impulse setzen wird.
- Der Neubau des Feuerwehrstandorts Deute, ein wichtiger Beitrag für Sicherheit, schnelle Hilfe im Notfall und die Motivation unserer Ehrenamtlichen.
- Einnahmen aus Grundstücksverkäufen, die uns zusätzliche Spielräume für Investitionen verschaffen.
Nach aktuellem Stand und unter Einbeziehung aller uns derzeit bekannten Zahlen ist bis 2029 momentan keine neue Kreditaufnahme notwendig. Das zeigt: Wir verfolgen eine solide, vorausschauende Finanzpolitik, die es uns erlaubt, Projekte umzusetzen, ohne unsere finanziellen Spielräume zu belasten.
Doch – und das will ich ehrlich sagen – diese Planung gilt nur, wenn sich die Einnahmen wie erwartet entwickeln. Z.B. gehen wir ab dem Jahr 2027 anteilig und ab 2028 vollständig von Gewerbesteuereinnahmen aus den geplanten PV-Freiflächenanlagen entlang der Autobahn aus. Fluch für unsere guten Böden und Segen für unsere Finanzsituation zugleich. Sollten sich aber etwa die Gewerbesteuereinnahmen in den kommenden Jahren nicht in erwartetem Umfang entwickeln oder bestehende Förderprogramme auslaufen, müssen wir über Prioritäten sprechen – und das betrifft insbesondere auch die freiwilligen Leistungen.
Es ist wichtig, hier weiterhin ein waches Auge zu behalten. Freiwillige Leistungen sind ein wesentlicher Bestandteil unseres städtischen Lebens – sie beleben Gudensberg kulturell, sportlich und gesellschaftlich. Sie tragen entscheidend dazu bei, dass unsere Stadt lebenswert ist. Diese Angebote wollen und sollen wir auch künftig nach Kräften unterstützen. Aber wir müssen sie uns auch leisten können. Daher wird es in den kommenden Jahren unsere gemeinsame Aufgabe sein, regelmäßig und mit Augenmaß zu prüfen, was dauerhaft finanzierbar ist – und wo gegebenenfalls Anpassungen notwendig werden. Nur so können wir vermeiden, dass wir künftig wieder zu Maßnahmen wie Steuererhöhungen greifen müssen. Aber das ist kein Rückschritt, sondern Ausdruck verantwortungsbewusster Finanzpolitik. Es zeigt, dass wir handeln, bevor Probleme entstehen, dass wir unsere Stadt zukunftsfähig gestalten und gleichzeitig die Bürgerschaft fair belasten.
Und auch mit Blick auf die vielen aktuellen Großprojekte – vom ISEK über die Dorfentwicklung, die Hallenbadsanierung, den Bauhof bis hin zur neuen KiTa und die Baumpflanzungen – möchte ich betonen, dass dies alles eine außerordentliche Mehrbelastung für die Verwaltung bedeutet und das über einen Zeitraum von bis zu zehn Jahren. Daher ist es wichtig, dass wir nach Abschluss der Förderprogramme wieder auf ein normales Maß zurückzufahren – sowohl personell als auch organisatorisch.
Ein weiteres Thema, das uns zunehmend beschäftigt und was wir im Blick behalten müssen, sind die stetig steigenden Kosten im Bereich „Öffentliches Grün“. Auch hier müssen wir uns ehrlich fragen: Muss wirklich jeder Rasen immer exakt fünf Zentimeter hoch sein? Können wir es aushalten, wenn auf einer Grünfläche auch mal Laub liegen bleibt? Das sind Fragen, die über reine Pflegeintervalle hinausgehen – sie betreffen unsere Haltung zu Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein und Wirtschaftlichkeit. Hier stecken Einsparpotenziale finanzieller und personeller Natur zugleich, zu denen wir uns bewusst entschließen müssen – als Zeichen für verantwortungsvolle, realistische Stadtpflege, die ökologisch und finanziell tragfähig ist. Der Arbeits- und Fachkräftemangel wird uns in den kommenden Jahren, wenn immer mehr Babyboomer in Rente gehen stark belasten und uns zu neuen Prioritäten zwingen. Daher ist mein Apell, sich schon jetzt über neue Standards Gedanken zu machen!
Wir sind in Gudensberg nach wie vor gut aufgestellt, aber wir dürfen uns nicht auf unseren Erfolgen ausruhen. Planung, Verantwortung und Transparenz bleiben unsere Wegweiser – für ein lebendiges, sicheres und zukunftsfähiges Gudensberg.
Mein
7. Fazit: Demokratie leben – Verantwortung tragen
Liebe Stadtverordnete, liebe Gäste,
2026 wird ein Jahr des Übergangs – politisch, organisatorisch und finanziell. Ein Jahr, in dem wir Verantwortung übergeben und neue Verantwortung übernehmen.
Ich wünsche mir, dass die Kommunalwahl 2026 nicht nur ein formaler Akt wird, sondern ein Zeichen lebendiger Demokratie. Dass viele Menschen kandidieren, sich einbringen und auf Augenhöhe mitreden. Verantwortung zu übernehmen heißt dabei auch, unbequeme Entscheidungen im Sinne unserer Stadt zu treffen – selbst dann, wenn sie nicht populär sind. Ich plädiere ausdrücklich für Ehrlichkeit statt Wählertäuschung, für Fakten statt Fakenews.
Wir als Stadtverwaltung werden alles daransetzen, die Menschen, die sich engagieren wollen, bestmöglich zu unterstützen – mit Offenheit, Schulungen sowie weiterhin transparenten Informationen. Denn: Demokratie beginnt nicht in Wiesbaden oder Berlin. Sie beginnt hier – in Gudensberg. Im Ortsbeirat, in der Stadtverordnetenversammlung, in Vereinen, Initiativen und Projekten.
Unser Haushalt 2026 zeigt: Wir investieren in das, was unsere Gemeinschaft stark macht – in Bildung, Ehrenamt, Daseinsvorsorge, Lebensqualität. Wir bleiben handlungsfähig, vorausschauend und verantwortungsbewusst.
Der Haushaltsentwurf ist in der vorliegenden Fassung übrigens genehmigungsfrei. Das heißt, wir können nach einer Beschlussfassung und einer kurzen Wartezeit nach Vorlage bei der Kommunalaufsicht, sofort in die neuen Maßnahmen einsteigen.
Ich danke allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt, unserem Magistrat, unserer Kämmerei und Ihnen, den Stadtverordneten, für Ihre konstruktive Zusammenarbeit – und für Ihren Mut, auch unbequeme Entscheidungen im Sinne unserer Stadt zu treffen.
Ich freue mich auf ein spannendes Jahr 2026 – auf viele neue Gesichter, neue Ideen und vor allem: auf ein starkes demokratisches Gudensberg.
So, nun habe ich den Haushalt gemäß § 97 Abs. 1 HGO offiziell in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht. Der vom Magistrat aufgestellte Entwurf liegt nun in Ihren Händen. Mit der Verwaltung werden wir Sie in den kommenden Wochen begleiten, Fragen beantworten und Empfehlungen aussprechen. Am Schluss entscheiden Sie, als Stadtverordnete abschließend darüber, was ergänzt oder gestrichen wird – und mit welchem Handlungsrahmen wir gemeinsam in das neue Haushaltsjahr starten.
Ich wünsche mir eine Beratung, die respektvoll im Umgang, kritisch in der Sache und menschlich im Ton bleibt. Denn nur so können wir gemeinsam die besten Entscheidungen für unsere Stadt treffen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
