Gebietsreform

Festwoche: Rückblick auf 50 Jahre Gebietsreform


Die Wohn- und Lebensqualität liegt in Gudensberg auf einem hohen Niveau. Die Infrastruktur und die Anbindung an den ÖPNV ist in allen Orten vorhanden. Jeder Stadtteil verfügt über ein ansprechendes Dorfgemeinschaftshaus sowie Spiel- und Verweilplätze. Anlässlich des Jubiläums „50 Jahre Gebietsreform“ werden in ganz Gudensberg eine Woche lang verschiedene Aktionen in den Stadtteilen und in der Kernstadt angeboten. Höhepunkt ist das Stadtfest am 23. Juli.

Grußwort der Bürgermeisterin Sina Best

Bürgermeisterin Sina Best.
Liebe Gudensbergerinnen und Gudensberger,

im Rahmen der hessischen Verwaltungs-, Gebiets- und Gemeindereform wurden am 31.12.1971 die bislang selbstständigen Gemeinden Deute, Dissen, Dorla, Gleichen, Maden und Obervorschütz mit der Kernstadt Gudensberg zusammengelegt.

Heute, im Jahr 2022, können wir also auf 50 Jahre Gebietsreform zurückblicken. Der Zusammenschluss zu einer Großgemeinde brachte den ehemals eigenständigen Dörfern viele Vorteile: Größere Aufgaben und Probleme müssen nicht mehr im Ort bewältigt werden, sondern verlagern sich auf die Entscheidungsträger in Gudensberg, die in Kooperation mit den Ortsbeiräten die Interessen der Dörfer vertreten. Die Ortsbeiräte werden seit 1972 regelmäßig gewählt. Mit Blick auf die Verwaltung brachte die Gebietsreform viel Positives: Was vorher nicht in jedem Dorf möglich war, konnte ab 1972 in der zentralen Anlaufstelle Rathaus bequem erledigt werden. Zusätzlich bot die Gebietsreform die Möglichkeit, große Neuerungen vorzunehmen, die man sich alleine nicht hätte leisten können.

Trotzdem waren viele Bürger mit der Veränderung nicht einverstanden. Für sie bedeutete der Zusammenschluss die Aufgabe ihrer Eigenständigkeit und den möglichen Verlust von Entscheidungsgewalt. Aus diesem Grund geschah die Angliederung der Dorfgemeinschaften auch zum letztmöglichen freiwilligen Termin, nämlich am 31.12.1971.

Durch den Zusammenschluss zu einer Großgemeinde wurden die dörflichen Strukturen aufgeweicht, Traditionen gingen verloren und der Alltag wurde anonymer. Der Zusammenhalt in den Dörfern verlor an Stärke. Heute gibt es Programme zur Dorfentwicklung, die genau diesen Gemeinschaftssinn wieder bestärken möchten und an denen schon viele Gudensberger Stadtteile erfolgreich teilgenommen haben.

Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Gebietsreform in Gudensberg gelungen ist. Inzwischen liegt die Wohn- und Lebensqualität auf einem hohen Niveau. Die Infrastruktur ist gut, eine Anbindung an den ÖPNV ist in allen Orten vorhanden. Jeder Stadtteil verfügt über ein ansprechendes Dorfgemeinschaftshaus, Spiel- und Verweilplätze sind überall zu finden.

Anlässlich des Jubiläums „50 Jahre Gebietsreform“ darf ich Sie als Bürgermeisterin der Stadt Gudensberg zu einer ganzen Woche mit Programm rund um die Großgemeinde Gudensberg herzlich einladen. Seien Sie bei den vielen verschiedenen Aktivitäten der einzelnen Stadtteile, Vereine und Initiatoren dabei und erleben Sie die jeweiligen Besonderheiten. Ich freue mich auf Sie.

Ihre Sina Best
Bürgermeisterin

Hintergrund

  • Warum gab es die Gebietsreform überhaupt?

    Die gebietliche Neuordnung von Hessen, die zwischen 1970 und 1977 durchgeführt wurde, zielte darauf, die Verwaltungskraft der Gemeinden und Kreise zu stärken. Die Leistungsfähigkeit und damit auch der Service für die Bürger sollten verbessert werden.

  • Wie lief die Gebietsreform in Hessen ab?

    Nach den Vorstellungen des Gesetzgebers sollte sich die Gebietsreform in Phasen allmählich, insbesondere durch freiwillige Entschließungen der Gemeinden, vollziehen. Als Anreiz für diesen Entschluss bot das Land Hessen Vergünstigungen im Finanzausgleich an; Voraussetzung war allerdings ein freiwilliger Gemeindezusammenschluss bis zum Ende des Jahres 1971, wie ihn Gudensberg vorgenommen hat.

  • Ergebnis der Gebietsreform in Zahlen

    Am 30.06.1968 gab es in Hessen 2.674 kreisangehörige Gemeinden und neun kreisfreie Städte. Nach der Gebietsreform gab es noch 421 kreisangehörigen Gemeinden und fünf kreisfreie Städte. Aktuell gibt es in Hessen aufgrund von zwei freiwilligen Gemeindefusionen 422 Städte und Gemeinden.

  • Warum wurde Gudensberg zur Kernstadt bestimmt?

    Bereits 1971 besaß Gudensberg gute Einkaufsmöglichkeiten und eine solide medizinische Versorgung. Handel und Gewerbe waren verstärkt ansässig, zudem gab es eine weiterführende Schule, eine Sparkasse, eine Post und ein Amtsgericht. Durch eine gute Busanbindung sowie die Kleinbahnstrecke stellte Gudensberg einen Verkehrsmittelpunkt dar.

  • Wieso entschieden sich die Dörfer für einen Zusammenschluss mit Gudensberg?

    Bei ihrer Wahl, zu welcher Großgemeinde sie zukünftig gehören wollten, gab die historische Zugehörigkeit den Ausschlag: Alle Gemeinden gehörten ehemals dem Amt Gudensberg an, mit Ausnahme von Deute, das ursprünglich zum Amt Felsberg zählte und als einzige der heute zu Gudensberg gehörigen Gemeinden zuvor nicht im alten Kreis Fritzlar-Homberg, sondern im Kreis Melsungen lag. Kirchberg und Metze sollten eigentlich auch zu Gudensberg, entschieden sich aber für Niedenstein.

  • Ein Blick auf die Einwohnerstatistik


    1971
    2021 (ohne Zweitwohnsitz)
    Gudensberg
    3.557
    5.432
    Deute
    424
    880
    Dissen
    646
    690
    Obervorschütz
    1.218
    1.218
    Maden
    771
    992
    Dorla
    314
    349
    Gleichen
    322
    297
  • Stichwort "interkommunale Zusammenarbeit"

    Die Idee der Gebietsreform, Aufgaben zentral zu bündeln, wird auch heute immer wieder in Form von Interkommunalen Zusammenarbeit erfolgreich praktiziert. Jüngstes Beispiel hierfür ist die Bildung des interkommunalen Standesamtes Chattengau.

Quellen:
Zwingmann, Hilde: Gesichter einer Stadt. 2000.
Gudensberger Rundschau, Nummer 4/52 vom 24.12.1971, Titelseite.
https://innen.hessen.de/Kommunales/Kommunen/Gebietsreform (Stand: 19.05.2022)